Donnerstag, 29. Oktober 2020

Kürbiszeit - wie Halloween in die Pfalz kam

 


Man sieht sie auch in der Pfalz häufig: Geschnitzte Kürbis-Gesichter.

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Mit irischen Auswanderern kam der Brauch, zum Halloween-Fest geschnitzte Kürbisse aufzustellen, aus Irland nach Amerika. Aufgrund einer irischen Sage fing Jack Oldfield den Teufel ein und wollte ihn erst wieder freilassen, wenn er versprach, ihm nie mehr in die Quere zu kommen. Nach seinem Tod konnte er aufgrund seiner bösen Taten nicht in den Himmel, aber auch nicht in die Hölle kommen, weil er den Teufel verärgert hatte. Er wandert seitdem als beleuchtetes Rübengesicht in der Nacht vor dem 1. November umher.

Die Amerikaner schnitzen zu Halloween gerne Kürbisgesichter, weil Kürbisse dort reichlich zur Verfügung stehen. Das beleuchtete Gesicht, der sogenannte Jack O'Lantern, soll böse Geister abschrecken.

In den 1990er Jahren verbreiteten sich die Halloween-Bräuche durch die Besatzungsmächte aus den USA auch bei uns in der Pfalz. Allerdings haben sie hier eher einen fröhlichen und weniger einen schaurigen Charakter als in ihrem Herkunftsland.

In meiner Kindheit war Halloween hier in der Pfalz unbekannt. Stattdessen wurden in der "Hexennacht" (die Nacht vom 30. April zum 1. Mai) Streiche gespielt. Beispielsweise wurden bei Nachbarn das Gartentürchen ausgehängt, falls vergessen wurde, es abzuschließen und dann in einen Baum gehängt oder Blumentöpfe auf das Garagendach gestellt. Später entwickelte sich daraus das Klopapier- und Ketchup-Unwesen. Deshalb bin ich froh, dass dieser Brauch nicht mehr ausgeübt wird.

An Halloween gehen seit den 1990er Jahren auch bei uns im Dorf nach Sonnenuntergang als Geister verkleidete Kinder durch die Straßen. Sie klingeln an Häusern und rufen: "Süßes oder Saures!" Wenn die Leute nicht möchten, dass ihnen Streiche gespielt werden, spendieren sie Süßigkeiten.

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War in meiner Kindheit der Kürbis kaum bekannt, so erlebt er inzwischen einen Boom. 

Eine starke Nachfrage der hier stationierten US-Amerikaner nach Kürbis sorgte dafür, dass immer mehr Landwirte die dicken Früchte anbauen. Inzwischen ist Kürbis auch bei uns Pfälzern sehr beliebt und das nicht nur zum Schnitzen, sondern auch zum Essen.

Kürbis ist nämlich ein tolles Gemüse und eignet sich für süße oder herzhafte Gerichte, roh oder gekocht.

Auch ich habe einige Kürbisse gekauft.






Kühl und frostfrei gelagert halten sie sich bis nach Neujahr. 

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Wenn die Tage Ende Oktober nebelig und kurz geworden sind, dann gehen wir nur noch in der Mittagszeit raus in die Natur.

Burgruine Drachenfels bei Busenberg im Dahner Felsenland.






Blick über Weinberge bei Neustadt-Königsbach.

Die Tische im Freien sind verwaist, denn es ist zu kalt zum Sitzen draußen geworden.



Dafür zeigen sich Parkanlagen und Gärten noch einmal in den schönsten Herbstfarben.






Jetzt ist Kürbiszeit in der Pfalz.

Gut schmeckt uns eine frisch gekochte Kürbissuppe. Lecker sind auch im Backofen oder in der Pfanne gebackene Kürbisstreifen.



Keine schaurigen, sondern kulinarische Grüße von der Pfälzerin

Donnerstag, 22. Oktober 2020

Morgenstimmung an einem Oktobertag in der Stadt

Heute gibt es wieder mal einen Bericht aus der Stadt. Ich mag die frühen Morgenstunden, weil dann alles noch still und friedlich ist.



Kurz nach sieben Uhr erwacht die Stadt. Erste Pendler kommen aus dem nahen Frankreich, aus dem Umland von Pirmasens und aus den Nachbarstädten Zweibrücken, Kaiserslautern oder Homburg angefahren. 

Auch ich pendle täglich in die Stadt. Allerdings beträgt meine Fahrtstrecke nur ungefähr 8 Kilometer, weil ich in einem Nachbardorf wohne.

Wie immer parke ich nahe am Josef-Krekeler-Platz beim Forum Alte Post.



So früh am Tag ist der Platz einsam und verlassen, aber toll beleuchtet. 







Die Pirmasenser Schuhmädchen stehen wie immer herum und ich überlege, was sie sich wohl zu erzählen haben?

In den großen Scheiben des Gebäudes der Alten Post spiegelt sich der langsam hell werdende Morgenhimmel.








Der Stadtplatz ist wie immer piccobello sauber.

Ich gehe weiter, biege in die Bahnhofstraße ein und laufe in Richtung Stadtmitte. In den Kübeln aus Cortenstahl haben Stadtgärtner abwechselnd weiße und rote Alpenveilchen gepflanzt.

Die weißen Alpenveilchen mag ich am liebsten. In der Dämmerung leuchten sie mir aus dem Kübel entgegen.



Obwohl die Bahnhofstraße eine der belebtesten Geschäftsstraßen der Stadt ist, zeigt sie sich morgens um diese Uhrzeit noch still und verlassen.







Gegen Mittag werden sich hier unzählige Autos durchquälen und die Fahrer auf der Suche nach einem freien Parkplatz sein. Hier gibt es Behördenhäuser, Notare, die Hauptstelle einer Bank, städtische Ämter, eine Jugendherberge, den Bahnhof, ein großes Autohaus und einige Läden.

Im Hintergrund auf dem nachfolgenden Bild seht ihr eine gelbe Telefonzelle. Das ist ein öffentlicher Bücherschrank, in dem ich meine ausgelesenen Bücher abstelle und mich im Gegenzug mit neuem Lesematerial versorge.



Am Himmel zeigte sich erstes, zartes Morgenrot. Später wurde der Himmel herrlich rot, aber da war ich schon im Büro und konnte leider keine Aufnahmen mehr machen.

Liebe Grüße  aus der Stadt von der Pfälzerin

Freitag, 16. Oktober 2020

Noch mehr 'Keschde' sammeln in Nothweiler und ein Rezept für Kastaniengemüse

Weitblick auf die sanften Berge des Pfälzerwaldes bei Nothweiler.

Am zweiten Wochenende im Oktober waren wir wieder in einem Kastanienwald unterwegs. Diesmal im Wald rund um das kleine Dorf Nothweiler. Dieser malerische Ort in der Südwestpfalz gehört zum Dahner Felsenland und ist ein Erholungsort nahe der französischen Grenze. 

Es ist momentan nicht leicht, nach Nothweiler zu fahren. Gleich zwei Großbaustellen zwingen Autofahrer dazu, Umwege zu nehmen. 

Der Ort liegt unterhalb der Ruine Wegelnburg, eingebettet in Berge und Wälder. Es sind Mischwälder, bestehend aus Eichen, Buchen, Esskastanien und Nadelbäumen. 

In Nothweiler beginnt der Premiumwanderweg 'Grenzgängerweg' und auch der Weitwanderweg 'Felsenland Sagenweg'. Der letztere wurde im Jahr 2013 von einem Wandermagazin als Deutschlands schönster Wanderweg ausgezeichnet. Außerdem befindet sich nahe dem Ortsrand auch ein Eisenbergwerk, der Sankt Anna Stollen.

Impressionen aus Nothweiler:


Blick von der Ortsmitte aus auf die Wegelnburg (mitten auf dem Berg im Hintergrund).








Leider ist das Bergwerk momentan geschlossen.





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Dann gehen wir in den Keschdewald. Die Esskastanien werden in der Pfalz als 'Keschde' bezeichnet. Wir wählen einen Weg, der bergauf in Richtung der Wegelnburg führt. Die Burgruine selbst ist momentan wegen Renovierungsarbeiten gesperrt. 

Impressionen aus dem Keschde-Wald:























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Und nun verrate ich, wie ich das Kastaniengemüse (pfälzisch: 'Keschde-Gemüs') zubereite.

500 g Esskastanien in Salzwasser weich kochen. Die Keschde kochen ungefähr 15 Minuten. Dann die harte äußere Schale entfernen und auch das Innenhäutchen abschälen.



Das Schälen macht Arbeit. Man kann die geschälten Keschde im Kühlschrank noch ein bis zwei Tage aufbewahren. Deshalb koche ich immer die dreifache Menge und habe somit die Arbeit beim Schälen nur einmal.

Dann wird einem kleinen Topf Butter geschmolzen und darin eine klein geschnittene Zwiebel goldgelb gedünstet. Ein Teelöffel Zucker zugeben und etwas bräunen lassen. Dann die Keschde dazugeben und alles mit ein wenig Brühe (100 ml) auffüllen. Nach einigen Minuten köcheln mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken. Fertig!

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Zum besseren Verständnis möchte ich noch sagen, dass bei uns keine Maronen wachsen. Hier gibt es die europäische Esskastanie. Maronen sind eine gezüchtete Form der Esskastanien und man findet sie bei uns im Pfälzerwald nicht. 

Esskastanien waren früher das Grundnahrungsmittel der armen Bevölkerung. Neben Brot und Kartoffeln wurden sie häufig gegessen. Heute sind sie eine Delikatesse und sehr gefragt.

Neben vielen gesunden Inhaltsstoffen  (Eisen, Phosphat, Kalium, Vitamine B, C und E und Betakarotine) enthalten unsere Esskastanien auch 200 Kalorien pro 100 Gramm, also nichts für Leute, die Diät machen. Aber das kann man in der Pfalz sowieso kaum durchhalten, denn wir essen generell nicht leicht.

Herbstliche Grüße von der Pfälzerin 

Freitag, 9. Oktober 2020

Wir gehen in die Keschde - Dörrenbach



Wir wollten in der ersten Oktoberwoche mal schauen ob es schon Esskastanien gibt. Deshalb fuhren nach Dörrenbach, einem malerischen kleinen Dorf, das zur Verbandsgemeinde Bad Bergzabern gehört. Diesen Ort bezeichnet man auch als "Dornröschen der Pfalz" und er wurde mehrmals als schönstes Dorf an der südlichen Weinstraße ausgezeichnet.

Leider kann ich heute keine Bilder vom Ort zeigen, weil wegen Bauarbeiten an der Straße die Durchfahrt nicht möglich war. Wir sind deshalb am Ortsrand ein Stück durch den Kastanienwald spaziert und tatsächlich konnte ich schon einige Esskastanien finden.

 Wir Pfälzer nennen sie "Keschde".


Wandern im Keschdewald ist eine Lieblingsbeschäftigung im Herbst.




Bei jedem Windhauch purzeln sie von den Bäumen, die "Igelchen" mit ihren Früchten im Inneren. Beim Aufprall auf den Boden platzen die stacheligen Schalen auf und geben die leckeren Kastanien frei. Es ist erst der Beginn der Keschde-Saison gewesen und bis zum Ende des Monats werden wir in den  Wäldern noch viele Keschde sammeln können.



Die Edelkastanie (bot. Castanea sativa) wurde vor über 1.000 Jahren von den Römern in die Pfalz gebracht. Im milden Klima der Vorderpfalz können diese mediterranen Pflanzen gut gedeihen, genauso wie Wein, Palmen und Feigen.

Es gibt den "Keschde-Wander-Weg", der über 50 Kilometer lang ist und von Hauenstein über Annweiler, Edenkoben bis nach Neustadt zum Hambacher Schloss führt. 

Rund um die Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben soll es den größten Kastanienwald Deutschlands geben. Ob es stimmt, weiß ich leider nicht. Denn dank Klimawandel hat sich das Gebiet, in dem die Esskastanien gedeihen, stark vergrößert. Sie wachsen mittlerweile sogar in unserem Wohnort, der immerhin zwischen 300 und 400 Höhenmetern im Pfälzerwald liegt.

Im Herbst kann man bei uns in der Pfalz viele Produkte mit Kastanien finden. Es gibt Kastanien-Saumagen, Kastanienbrot, Kastanieneis, Kastanienkuchen, Kastanienhonig und noch vieles mehr.

Ich möchte Euch auch zeigen, was ich mit den gesammelten Keschde gekocht habe:

Kastaniengemüse, Apfel-Rotkohl und Wildschweinfilet mit gerösteten Zwiebeln


Am besten gefällt uns, dass alle Zutaten für dieses Essen aus der Pfalz kommen.

Das Wildschwein habe ich beim hiesigen Forstamt gekauft. Der Förster hat uns versichert, dass es kurz vorher noch durch den Wald unseres Wohnortes gesprungen sei.

Die Keschde stammen aus einem der Kastanienwälder in der Pfalz und Rotkohl und Zwiebeln wurden von pfälzischen Äckern geerntet. Ich habe sie in einem Hofladen gekauft.

Zum Essen tranken wir eine Schorle mit Traubensaft von ... ? ... natürlichen pfälzischen Weinbergen und frisch vom Winzer erworben.

Ja, ich lebe in einer Gegend, in der man gut isst und dabei nicht auf Kalorien schaut.

Kulinarische Grüße von der Pfälzerin

Dienstag, 6. Oktober 2020

An einem goldenen Oktobertag durch die Weinberge - Bad Bergzabern



Wer hätte gedacht, dass nach einer stürmischen Regennacht am ersten Sonntag im Oktober so herrlich die Sonne scheint? 

Uns hielt nichts mehr daheim und wir fuhren nach Bad Bergzabern, einer Kurstadt im Landkreis Südliche Weinstraße. Auf pfälzisch heißt der Ort "Berchzawwre". Mit ungefähr 8.250 Einwohnern ist es keine große Stadt, aber sie hat eine historische Vergangenheit und ganz viel Charme.

Zunächst durchqueren wir die Stadt nur mit dem Auto und verlassen sie wieder in Richtung Steinfeld. Unterwegs parken wir das Auto, um entlang der leeren Rübenfelder und der herbstlichen Weinberge zu wandern.





























Noch waren an diesem Tag die Weinbauern mit der Traubenlese beschäftigt. Aber es gehen keine Leute mehr mit Schere und Kiepe durch die Reben; vielmehr kommt ein Vollernter zum Einsatz. Das ist ein Fahrzeug, das durch die Reihen fährt und automatisch Trauben erntet. Danach schaut der Weinberg so aus:




Ein Weinbauer hat uns erklärt, dass er mit der Schere durch den Weinberg geht und alle Traubenklötze abschneidet, die faul und schimmelig sind. Sie bleiben als Gründünger auf dem Boden liegen. Dann kommt der Vollernter und macht seine Arbeit.
Es bleiben immer einige Trauben hängen, vor allem an den Rändern der Reben-Reihen. Er erlaubte uns, sich daran zu bedienen. So futterten wir von den zuckersüßen Trauben, bis wir nicht mehr konnten.





Obwohl die Sonne schien, war es sehr windig. Fast konnte ich meine Kamera nicht gerade halten, so stark blies der Wind. Er wehte aber auch die Walnüsse von den Bäumen und ich habe fleißig Nüsse am Wegesrand eingesammelt. Sie werden daheim getrocknet und als Vorrat für den Winter aufbewahrt.






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Nach unserer Tour durch die herbstlichen Weinberge besuchten wir die historische Altstadt von Bad Bergzabern, um ein Eis von unserem Lieblings-Eiscafé am Marktplatz zu genießen. Es wird nicht mehr lange dauern bis die Saison der Eiscafés vorbei ist. 

Ich hatte diesmal eine Waffel mit Kastanieneis, Zitroneneis und Joghurt-Holundereis und das war wieder sehr lecker. 

Während wir unser Eis schleckten, spazierten wir ein Stück durch die Altstadt, die ich schon einmal hier im Blog vorgestellt habe. Klick hier und hier.


Neue Impressionen aus der Altstadt von Bad Bergzabern:












Beim Herumschlendern haben wir eine lange, enge Gasse entdeckt. Man kann den Weg von einem Stadtviertel zum anderen damit erheblich abkürzen.















Auf dem Heimweg haben wir ein Hofgut besucht, um Wein und Traubensaft zu kaufen. Außer den gesammelten Walnüssen  haben wir auch die ersten Esskastanien mit nach Hause gebracht.

Im Herbst ist meiner Meinung nach die Pfalz am schönsten.

🍃 Erholsame Grüße von der Pfälzerin, die ihren Herbsturlaub in der Heimat verbringt. 🍃


Für Nicky:

So schaut es aus, wenn die Walnüsse zu Boden gefallen sind. Findet man schwarze Schalen mit Nüssen drin, sollten sie liegen bleiben, weil sie nicht mehr zu gebrauchen sind.