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Diesseits und Jenseits der Grenze zu Grand Est (Frankreich)

Unser Ausflug am vergangenen Sonntag war eine kleine Rundfahrt über die Landesgrenze bei Sankt Germanshof und Weiler nach Wissembourg in Frankreich und zurück über Schweigen-Rechtenbach nach Deutschland.

In den Tagen zuvor hatten wir von jedem Wetter etwas: Regen und mildes Wetter, Sturm, leichten Frost und etwas Schneefall. Der Sonntag begann trocken mit kleinen Aufheiterungen und wir fuhren gleich nach dem Mittagessen los.

Zum Sankt Germanshof sind es von daheim aus ungefähr 25 Kilometer zu fahren. Ich wollte unbedingt mal am Europadenkmal anhalten und es mir in Ruhe anschauen. Sonst sind wir immer nur vorbeigefahren.


Das Europadenkmal in Sankt Germanshof erinnert an den
Aufstand der Studenten im Jahr 1950, die ein vereintes Europa forderten.


Sankt Germanshof liegt unmittelbar an der Grenze zu Frankreich. Es ist das Tal der Wieslauter, die hier Deutschland verlässt und in Frankreich als Lauter weiterfließt.

 Der Ort Sankt Germanshof wurde im Jahr 1055 von der Abtei Weißenburg (französisch: Wissembourg) gegründet und er wechselte mehrmals den Besitzer. Im Jahr 1949, nach einer wechselvollen Geschichte, wurde St. Germanshof von Deutschland an Frankreich abgetreten. Wegen stürmischer Proteste machte man einen Rückzieher und gliederte ihn in der Gemeinde Bobenthal im Dahner Felsenland ein.

Im August 1950 machte Sankt Germanshof europaweit Schlagzeilen, als 300  Studenten aus Europa deutsche und französische Zöllner überrumpelten und die Schlagbäume zerstörten. Sie wollten ein vereintes Europa ohne Grenzen.

Heute erinnert das Europadenkmal an diesen Aufstand der Studenten. Es steht gleich neben der Straße nach Wissembourg. Auf meiner Aufnahme sieht man gegenüber dem Denkmal auch die ehemalige Zollstation. Hier war früher der Schlagbaum und ich erinnere mich an meine Kindheit, als der Vater an der Schranke anhalten musste und ein streng dreinblickender Zöllner nach den Ausweisen fragte.






Am Denkmal wehen die Flaggen von Deutschland, Europa und Frankreich.



Zum ersten Mal trafen sich hier 1950 Leute aus Europa, nicht mehr um sich zu
 bekämpfen, sondern um gemeinsam die Grenzen abzuschaffen.


Gleich hinter dem Denkmal befindet sich der Grenzübergang zu Frankreich.






Wir verlassen nicht nur Rheinland-Pfalz, sondern auch Deutschland.

Heute kann man ganz locker die Grenze passieren. Es gibt keine Grenzkontrollen mehr. Lediglich Schilder weisen darauf hin, dass man die Staaten wechselt.

Wir sind nun über Grenze gefahren und in Weiler, nur wenige Meter weiter, angekommen. Hier parken wir unser Auto und laufen ein Stück auf dem Pamina-Radweg Lautertal. Aber es machte uns nicht so recht Freude und so kehrten wir nach einer Weile um. 


Bei der Kapelle Notre Dame parken wir das Auto, um ein wenig auf 
dem Pamina-Radweg zu laufen.



Die Wieslauter verlässt Deutschland und fließt dann in Frankreich
als Lauter weiter.



Bei uns blühen schon die Haselsträucher.



Auch jenseits der Grenze ist die Gegend eine 
Wanderregion.

Gleich neben der Straße zu Wissembourg steht ein ganz besonderes Haus ...



... es ist ein Kräutercafe und im Sommer können die Gäste mitten in
einem Kräutergarten sitzen.


Ehe wir weiterfuhren, besuchten wir noch einen Militärfriedhof. Hier liegen auch italienische und russische Soldaten, die im ersten Weltkrieg 1914 - 1918 gefallen sind. Mir fällt auf, dass viele muslimische Grabstätten vorhanden sind.












Es begann zu nieseln und wir fuhren weiter durch Wissembourg, einer Kleinstadt direkt an der Grenze und dann nach Schweigen-Rechtenbach, das schon wieder in Deutschland liegt.

Hier in Schweigen-Rechtenbach, einem Ort an der Landesgrenze, der sich unmittelbar hinter Wissembourg befindet, steht das Deutsche Weintor und hier beginnt die Deutsche Weinstraße. Das Gegenstück dazu, das Haus der Deutschen Weinstraße, findet man 85 Kilometer weiter im pfälzischen Bockenheim.



Die Deutsche Weinstraße wurde im Jahr 1935 eröffnet, um den Weinkonsum zu steigern. Ein Jahr später wurde das Weintor in Schweigen-Rechtenbach erbaut. Es gehörte zunächst einer Winzergenossenschaft und ging 1944 in den Besitz des Bezirksverbands Pfalz über.

Heute ist das Weintor ein Puplikumsmagnet, vor allem auch wegen der vielen Weinstuben, Vinotheken und Gaststätten, die rund ums Weintor eingerichtet wurden.


In Schweigen-Rechtenbach beginnt die Deutsche Weinstraße.
















Wir bummeln ein wenig herum und genießen den Sonnenschein. Die dunklen Regenwolken haben wir in Frankreich zurück gelassen.




Normalerweise wuselt es hier von Leuten. Bei unserem Besuch am Sonntag waren nur wenige da, wegen Corona und der winterlichen Jahreszeit. 

Die Staatsgrenze existiert für uns nur auf dem Papier. Man sieht an den Straßenschildern in welchem Land man ist, aber wir Pfälzer und die Elsässer haben vieles gemeinsam: keiner fühlt sich diesseits oder jenseits der Grenze fremd.

Liebe Grüße von der Pfälzerin

Kommentare

  1. Ich liebe es, in einem Europa ohne Grenzen aufgewachsen zu sein. Lediglich als Teenager (mitte der 90er Jahre) habe ich Grenzkontrollen und Währungswechsel erlebt, als wir zum Schüleraustausch nach Frankreich reisten. Das war zwar faszinierend, aber ich finde es heute viel faszinierender, dass man "mal eben" in ein fremdes Land hineinfahren kann und es eigentlich keinen interessiert. Es ist so selbstverständlich geworden. Seit ich hier im Dreiländereck (Deutschland, Frankreich, Schweiz) wohne, bin ich schon so oft in ein anderes Land spaziert, weil wir eine Grenznahe Stadt besucht haben und beim spazierengehen - teils unbewusst - mal eben die Grenze passiert hatten.

    So ein Militärfriedhof vom 1. Weltkrieg haben wir in den Vogesen schonmal besichtigt. So viele Gefallene aller Nationen. Man wird etwas ehrfürchtig und weiß die friedlichen Zeiten, in denen wir leben, noch mehr zu schätzen.

    Von der Weinstraße hab ich schon gehört, gibt es doch hier in Südbaden auch eine Badische Weinstraße. Vom Weintor höre ich hier allerdings zum ersten Mal. Danke für's Vorstellen :-)

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    1. Schon als Kind war ich in Frankreich. Immer wenn die Eltern in den Schwarzwald fuhren, wählten sie die kürzere Strecke über Frankreich. Außerdem waren wir oft in Österreich, ab und zu in der Schweiz und einmal in Italien (Dolomiten). Das war jedesmal ein Riesending mit Geld-Umtausch in Franc, Franken, Lira und Schillinge und die Grenzübertretungen waren nervig. Manchmal wurde der Kofferraum unseres Autos durchsucht nach Alkohol und Zigaretten. Den Rum hatten wir Kinder in unserer Kuscheldecke auf dem Rücksitz versteckt und er wurde nie von einem Zöllner gefunden.
      Heute ist alles einfacher, denn es gibt ja keine Grenzkontrollen mehr und außerdem eine einheitliche Währung (außer der Schweiz).
      Das Weintor in Schweigen und das Haus des Weines in Bockenheim, sowie die Weinstraße dazwischen kennen wir Pfälzer alle gut. Lächel ...
      LG Ingrid

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  2. hach.. schöne Bilder hast du mitgebracht..
    in Wissembourgh war ich auch schon
    und dunkel erinnere ich mich an das Weintor.. aber wir sind nur vorbei gefahren
    ja.. bei einem Besuch in Frankreich(kurz hinter Saarbrücken ) mussten wir auch noch durch die Kontrolle
    ging aber damals schon schnell

    liebe Grüße
    Rosi

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    1. Gut, dass es jetzt keine Grenzkontrollen mehr gibt. So können wir kurz mal rüber fahren und stehen nicht vor einem geschlossenen Schlagbaum.
      LG Ingrid

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  3. Hach das war wieder herrlich anzuschauen liebe Ingrid. Ja, das Weintor an der anderen Seite der Weinstrasse kenne ich gut, da waren wir letztes Jahr zur Mandelblüte, einfach herrlich diese Pracht. Das Kräutercafe samt Kräutergarten gefällt mir, da würde ich auch gerne im Sommer sitzen und den Duft der Kräuter riechen. Schön dass wir Dich begleiten durften.

    Herzliche Grüße
    Kerstin und Helga

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    1. Ich freue mich, wenn meine Beiträge gefallen. Für uns sind diese Ausflüge nichts besonderes, weil wir sie jederzeit machen können. Jedoch finde ich unsere Region einfach schön und freue mich, dass ich da leben darf, wo andere zum Urlaub hinfahren.
      LG Ingrid

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  4. Wir haben bei unseren Ausflügen keinen Kontakt mit anderen Leuten. Meistens gehen wir wandern oder besichtigen Orte und Stätten, die nicht von Menschen überlaufen sind.
    LG Ingrid

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