Direkt zum Hauptbereich

Exkursion durch die Stadt - Kaffeetreppe und Schäferstraße


Projekt 'Essbare Stadt'; hier Anlagen in der Schäferstraße.


Es sind Sommerferien in Rheinland-Pfalz, aber ich muss arbeiten. Zu Beginn der Woche in der Mittagszeit, nachdem ich im Büro fertig war, lief ich in die Fußgängerzone, um eine Besorgung zu erledigen.

Dort war ich seit dem Oktober 2020 nicht mehr. Einige Geschäfte sind nicht mehr da und viele Läden stehen leer. Das ist für mich ein trauriger Anblick. Nachdem ich meinen Einkauf getätigt hatte, wollte ich mich hier nicht weiter aufhalten. Ich beschloss, über die Kaffeetreppen hinab zur Schäferstraße zu laufen und dort noch einen neu eröffneten Second-Hand-Laden zu besuchen.

Über die Kaffeetreppen bin ich schon jahrelang nicht mehr gegangen. Sie verbinden die Bahnhofstraße an der Einmündung zur Fußgängerzone mit der Schäferstraße, einer der wichtigsten Durchfahrtsstraßen der Stadt.

Wie kam die Kaffeetreppe zu ihrem Namen?

Hier unterhalb der Treppe wohnte früher ein reicher Bauer, der es sich leisten konnte, echte Kaffeebohnen zu rösten. Damals trank man bei den ärmeren Leuten entweder Malz- oder Zichorienkaffee.

Der Duft der frisch gerösteten Kaffeebohnen zog von unten von der Gasse die Treppen hoch. Seither heißt die Gasse unten 'Kaffeegasse' und die Treppe ist die 'Kaffeetreppe'. Der Name wurde bis heute so beibehalten. (Meine Quelle: Autoguide der Stadt).

 


Auf diesen Anblick aber war ich nicht gefasst. Ich wusste, dass die Kaffeetreppe nicht zu den schönen Treppenanlagen der Stadt gehört, aber dass hier alles so verkommen ist, hat mich echt schockiert.

Zwischen den Hausfassaden beginnt der Treppenweg. Die Wände der Häuser sind mit Graffiti verschmiert und die Mülltonnen und die Ecken riechen übel.

Von einer Grünanlage ist hier nichts mehr zu sehen. Alles ist mit Brennnesseln zugewachsen und sie sind mannshoch.



Immerhin habe ich hier viele Schmetterlinge gesehen. 🐝 Insekten scheint es hier zu gefallen.



Vorsichtig, damit mich die Ranken der Brombeeren nicht fassen, ging ich die Treppe hinab.


Blick über die Kaffeetreppe bis zur Polizeidirektion.






Dann habe ich es geschafft und bin unten angekommen in der Kaffeegasse.

Hier stehen einige ungepflegte Häuser, die sichtlich nicht mehr bewohnt sind.




Früher, vor etwa vierzig Jahren ging ich hier jeden Tag runter. Denn dort wo jetzt ein Bauzaun steht, wohnte die Oma meines jetzigen Ehemannes. Nach der Arbeit habe ich sie immer besucht und bin von hier aus zur Fahrschule gelaufen.

Das dreistöckige kleine Mietshaus ist verschwunden. Es wurde vor einigen Jahren abgerissen und seitdem versperrt ein Bauzaun das Gelände mit dem Wildwuchs. Dahinter auf dem Berg erkennt man das mächtige Gebäude der ehemaligen Schuhfabrik Kopp, die leer steht.


Blick über einen Bauzaun an der Ecke Kaffeegasse / Schäferstraße auf die ehemalige
Schuhfabrik Kopp.

Die ehemalige Koppsche Schuhfabrik sollte vermarktet werden. Jedoch hat sich bis heute nichts getan und so steht das riesige mehrstöckige Gebäude nach Jahrzehnten immer noch leer.

Nun hörte ich, dass der 9.500 Quadratmeter umfassende Bau einen neuen Käufer gefunden haben soll. Der neue Besitzer will hier nach einem Umbau betreutes Wohnen anbieten.

Mal schauen, was wird!


Die Schäferstraße ist eine wichtige Verkehrsachse durch die Stadt. Sie verläuft parallel zu einem Sandsteinfelsen, der die Stadtteile voneinander trennt.

Über verschiedene Treppen können Fußgänger hoch zur Fußgängerzone gelangen.




Die Grünanlagen in der Schäferstraße sind sauber und gepflegt und gehören zum Projekt 'Essbare Stadt'.














Hier sind schöne Blumenbeete, Gemüsebeete und Spalierobst zu sehen.

Welch ein Kontrast zu den Kaffeetreppen!

Ich besuche nun den neuen Second-Hand-Laden und bin enttäuscht. Normalerweise stöbere ich gerne mal in solch einem Geschäft, aber dieses ist nicht schön und keines seiner Angebote gefällt mir.

Außerdem ist mir heiß, die Knie schmerzen und ich freue mich, dass ich in 10 Minuten an meinem geparkten Auto bin und nach Hause fahren kann.

Ich drehe mich um, um noch eine Aufnahme von der mächtigen Kopp'schen Fabrik droben auf dem Felsen zu machen. Im Hintergrund auf der folgenden Aufnahme seht Ihr die wesentlich schönere Felsentreppe mit ihren Mosaiken, die ich im vergangenen Jahr Klick hier vorgestellt hatte.



Liebe Grüße von der Pfälzerin

Kommentare

  1. Schade, dass die Kaffeetreppe und die Gasse so vernachlässigt ist, anscheinend nicht so ein gut sequenzierter Stadtteil. Du wohnst anscheinend in einer hügeligen Stadt, dass es so viele Treppen gibt.
    L G Pia

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Diese Stadt liegt genauso wie Rom auf sieben Hügeln. Hier lernen alle Fahranfänger das Anfahren an einem steilen Berg.
      Ich arbeite nur in der Stadt und wohne einige Kilometer entfernt in einem Dorf.
      LG Ingrid

      Löschen
  2. Sehr interessant! Ich finde es gut, dass nicht mehr alle Anlagen in einer Stadt "gepflegt" sind. Denn so schön diese Blumenbeete auch aussehen, für Insekten sind sie meistens vollkommen sinnlos. Und wie Du schon bemerkt hast - Schmetterlinge brauchen Brennnesseln.
    Die Mosaiktreppe ist ein tolles Kunstwerk.
    Liebe Grüße, Juliane

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wildwuchs in solch einer tristen Ecke müsste nicht sein. Es gibt pflegeleichte Pflanzen, die man hier ansiedeln könnte.
      Ja, die Treppe mit den Mosaiken ist sehr gelungen.
      LG Ingrid

      Löschen
  3. Schon interessant, wie hässlich und schön so direkt nebeneinander existieren. Immerhin die Insekten erfreuen sich an dem Wildwuchs.

    Hier in Freiburg stehen auch so einige Ladengeschäfte leer. Ob wieder jemand einzieht ist offen - die Mieten hier sind exorbitant hoch. Bisher war es immer so, dass dann immer gesichtslose Ketten die Räume übernommen haben. Ich bin gespannt, wie sich die Stadtbilder nun entwickeln.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Es wäre gelogen, wenn ich behaupte, dass es nur schöne Ecken in der Stadt gibt. Im Gegenteil, man findet leider auch Flächen, die nicht gepflegt sind und übel riechen.
      Mit dem Niedergang der Schuhindustrie ist den Pirmasensern auch das Geld ausgegangen. Es ist eine der am meisten verschuldeten Städte in Rheinland-Pfalz und es fehlt den Leuten die Kaufkraft.
      LG Ingrid

      Löschen
  4. Wie Du vielleicht weißt, bin ich durch und durch ein Naturnerd, doch Brombeeren und Brennnessel gehören nicht in ein Stadtbild, da gibt es gepflegtere Varianten für Bienen & Co., nicht wahr?! Herzlichst, Nicole

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Schön ist dieser ungepflegte Treppenaufgang wirklich nicht. In anderen Städten sieht man solche Ecken mit Kletterhortensien und anderen Sträuchern bewachsen, das fände ich schöner.
      Wildwuchs mag ich gerne, aber eben nicht in den öffentlichen Anlagen.
      LG Ingrid

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Besuch bei den meckernden Damen in Obersteinbach

Am vergangenen Wochenende gab es rein gar nichts zu meckern. Das Wetter war sonnig und warm. Gemeckert haben nur die Ziegen in der Ferme du Steinbach in Frankreich, denn wir haben den Ziegenbauernhof besucht und Nachschub an Ziegenfrischkäse gekauft. Schon alleine die Fahrt durch die frühlingshafte Natur war ein Genuss. Gut, dass wir schon gegen 10 Uhr losgefahren waren, denn noch war es in der Ferme (Bauernhof) ruhig.  Die Ferme du Steinbach, malerisch am Ortseingang gelegen. Der Hofladen ist auch sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Nachdem ich eingekauft hatte, verstaute Herr Pfälzer den Frischkäse in der Kühlbox im Kofferraum des Autos und wir gingen rein in den Ziegenstall, der für Besucher offen ist. In dem hellen, sauberen Stall fühlen sich die Tier sichtlich wohl. Das Melken war schon erledigt und die Melkstände wurden gereinigt. Durch eine Glasscheibe kann man zuschauen, wie die Ziegenmilch verarbeitet wird. Die Ziegenkäserei funktioniert wie eine gläserne Fabrik; man kann dur

Seltsame Funde am Wegesrand

An den Regentagen der vergangenen Woche hatte ich Zeit, um die Bilder meiner Ausflüge zu sortieren und zu bearbeiten. Wenn ich wandere oder spazieren gehe, so achte ich meistens auch auf den Wegesrand. Oft entdecke ich kleine Naturschätze, aber auch viel Unrat. Löwenzahnblüte mit Biene. Ein Riesenbestand der Roten Taubnessel, aber alle Blüten ohne Insekten. Wo sind diese denn in diesem Jahr geblieben? 😟 Knoblauchsrauke, deren Blätter essbar sind. Ein leeres Schnirkelschneckenhaus, das mit nach Hause zu meiner Schneckenhaussammlung ging. Alter Dosenhopf. Kleiner Schluckspecht. Hülle eines Gemeinen Rotzlings. Seltsamerweise steht darauf 'Luft'. Ein bisher noch unbekannter Fund. Er ist aus Styropor und wahrscheinlich handelt es sich um einen von der Witterung gebeutelten Tennisball. Ich frage mich immer wieder: "Warum werfen die Menschen einfach ihren Müll in die Natur?"  Man kann doch alles einpacken und daheim entsorgen. Die kleinen Schnaps-Püllchen passen nach dem Tr

Der Frühling hat begonnen - Blütezeit an der Alten Landstraße

Der Frühling hat nun auch auf dem Kalender begonnen. Am 20. März war Tag- und Nachtgleiche. Seither werden die Tage wieder länger und wärmer. Das milde Wetter hat mich am Nachmittag raus in die Natur gelockt. Diesmal bin ich ein Stück weit auf der Alten Landstraße gelaufen, die ab dem Ortsausgang in Richtung der 5 Kilometer entfernten Stadt führt. Der Waldrand und die Wiesenflächen sind voller blühender Schlehensträucher. Den betörenden Blütenduft roch ich schon von weitem. Weil die Sträucher nicht dicht gedrängt wachsen, haben sie teilweise üppige Ausmaße angenommen. In den Baumkronen wuselte es von Bienen und Hummeln und das Gebrumme war Musik für meine Ohren. Nach einer Weile verließ ich die asphaltierte Straße und bog auf einen Waldweg ein. Ein Rundweg führte mich durch den Wald, der erste Anzeichen von Grün aufweist. Vereinzelt haben Sträucher schon grüne Blättchen. Es geht ab jetzt alles rasend schnell. Unter den Sträuchern schneite es weiße Blütenblätter, denn der Höhepunkt der