Freitag, 21. Juli 2023

Steinerner Woog im Merzalbtal - Wandern zwischen Robinien und wilden Möhren

Sanft schlängelt sich der Bach Merzalbe durch ein schroffes Tal.

Für die Sonntagstour Mitte Juli fuhren wir ins Merzalbtal. Der Bach Merzalbe speist die Rodalbe, die wiederum ihr Wasser über Schwarzbach - Blies - Saar - Mosel - Rhein in die Nordsee schickt.

Nach einer verregneten Nacht war dies ein etwas kühlerer Sonntag und wir sind auch erst am späten Nachmittag losgegangen. 

Hinter dem Ort Merzalben, in Fahrtrichtung Leimen, haben wir unser Auto auf einem Waldparkplatz am Angelweiher abgestellt und wanderten ein Stück weit durch das Tal.


Am Angelweiher des ASV Rodalben beginnt unsere Wanderung.


Man sieht, dass hier einst ein wichtiger Handelsweg war, denn die Hangseite des Weges wurde mit Sandsteinen befestigt und auf dem Weg erkennt man unter Sand und Schotter die alte Steinbefestigung.


Reste der Sandsteinmauer, die den einstigen Fahrweg begrenzt.





Ich stellte mir vor, wie hier im Mittelalter von Ochsen gezogene Fuhrwerke das wertvolle Salz und andere kostbare Waren rumpelnd über den Weg transportierten. Solche Historischen Salzstraßen sind im Pfälzerwald gelegentlich zu finden. Sie führten einst von Lyon in Frankreich über das Elsass bis nach Norddeutschland.

Auch bei uns verlief eine Salzstraße; sie kam von Lothringen her und führte zum Rhein.




Während wir auf dem breiten Weg laufen, gluckert daneben unten am Steilhang der Bach. Er windet sich durch sein enges Tal und speist einige Weiher.




 Am Wegrand erkenne ich die Wilde Möhre, die uns über die gesamte Strecke begleitet. 








Vermutlich wurden aus dieser Wilden Möhre (bot.: Daucus carota) und einer violetten Afghanischen Wildmöhre die in Europa beliebten Gartenmöhren gezüchtet. Nimmt man eines der gefiederten Blätter in die Hand und zerreibt es, duftet es intensiv nach frisch geernteten Karotten.

Charakteristisch für diese Pflanze ist auch der dunkle Anthocanpunkt in der Blütenmitte. Dieser wird auch als Möhrenblüte bezeichnet und sieht aus wie ein Insekt, das mittig auf der Blüte sitzt.




Wir folgen dem Weg und gelangen nach geschätzt zwei Kilometern an den Steinernen Woog, einen Weiher, der von der Merzalbe gespeist wird.




Das Tal ist jetzt flach und eben. An der Wegekreuzung vor dem Weiher müssen wir uns entscheiden, in welche Richtung wir weiter gehen wollen.

Wir entscheiden uns für den linken Weg, der weiterhin am Bach entlang führt.




Auch hier ist am Wegrand die einstige Befestigung aus Sandsteinen zu sehen. Zwar sind die Mauern teilweise von Erde und Blättern verdeckt und von Brombeeren und anderen Gewächsen bewachsen, aber an freien Stellen sieht man die Mauer deutlich.




Der Wald hat sich verändert. Er ist dichter und dunkler geworden und wirkt fast ein bisschen unheimlich mit dem alten Buchen- und Eichenbestand.






Ein Blick zur Uhr zeigt, dass wir umdrehen müssen. Wir sind eine Stunde lang gelaufen und ein Ziel für die Strecke gibt es nicht. Der Weg zu den Quellen der Merzalbe führt noch kilometerlang durch das Tal.

Flott laufen wir die gesamte Strecke wieder zurück. Kurz bevor den Parkplatz erreichen, müssen wir ein Robinen-Gestrüpp passieren.




Die Robinie ist kein freundlicher Baum, denn sie hat kräftige Dornen und es empfiehlt sich nicht, nach ihren Zweigen zu greifen.





Als gegen Ende des 18. Jahrhunderts die ersten Robinien (bot.: Robinia pseudoacacia) aus den Appalachen zu uns nach Europa kamen, schätzte man sie als robusten Baum für Parks und Alleen.

Dieser sommergrüne Laubbaum ist aus Nordamerika bei uns eingewandert und hat längst schon unseren Pfälzerwald in Beschlag genommen. Aber er ist mit Vorsicht zu betrachten.

Alle Teile der Robinie sind giftig und der Baum verdrängt als invasiver Neophyt einheimische Pflanzen. Er ist praktisch unkaputtbar, denn wegen der Dornen werden junge Robinien nicht vom Wild angefressen und dank üppiger Stockausschläge verbreiten sie sich immer weiter, wenn man den Stamm abschneidet. Ein Kahlschlag verursacht genau das Gegenteil; nach dem Roden kommen noch mehr Schösslinge aus dem Boden und bilden schnell ein üppiges Dickicht.

Natürlich haben Robinien auch einen gewissen Wert. Beispielsweise lieben Bienen die Blütenrispen im Frühjahr und jeder kennt den leckeren Akazienhonig, den sie produzieren. Ihr Holz ist hart und hat einen hohen Brennwert, ähnlich dem der Eichen. Zudem ist der Baum resistent gegen Hitze und Trockenheit.


Samenschoten von Robinien. Hier reifen Tausende Samen heran.



Ein Robinien-Dschungel.



Weil die Arbeiter von den Pfalzwerken die Trasse freihalten müssen, 
gedeihen hier auf den Lichtungen die Robinien besonders gut.


Achtung, auch wenn sie auf den Weg hängen, nicht die 
Zweige mit der Hand wegdrücken. Sie stacheln heftig!





Dann sind wir wieder auf dem Parkplatz angekommen. Hier sitzt das Holz, das die Forstleute geschlagen haben und wartet auf Kundschaft.

Viele Bäume sehen nicht sehr gesund aus, wie das morsche Innere zeigt.




Wir sitzen noch eine Weile am Angelweiher und sehen einem Angler zu, wie er seine Angelschnur auswirft. Es ist friedlich hier am Weiher. Über uns treiben leichte Wolken am Sommerabend-Himmel vorüber und spiegeln sich im Wasser.



Liebe Grüße von der Pfälzerin

5 Kommentare:

  1. Liebe Ingrid, das war eine schöne Wanderung durch die Natur, danke fürs Mitnehmen. Lehrreich waren
    auch deine Infos, hat wirklich Spaß gemacht bei dir vorbeizuschauen.
    Wünsche dir erfüllte Stunden und sende liebe Grüße, Karin Lissi

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  2. Gerne bin ich mitgegangen. Und gelernt habe ich auch was. Ja Robinien sind sehr wehrhaft. Aber ihre Blüten sind wunderschön. Das sie aus den Apalachen eingewandert sind, weiß ich nun auch. Danke für die vielen Informationen. Jetzt bin ich wieder etwas schlauer.

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  3. Liebe Ingrid,
    das war so interessant ob mit der Wildmöhre oder von den Robinien und all die anderen Erklärungen mit den tollen Fotos. Du könnetst ein Fotobuch mit Beschreibungen schreiben .. du beschreibst das so spannend mit den dafür vorgesehene Foto. Da kann ich nur danke sagen wieder, das hat so Spass gemacht.
    Hab ein schönes Wochenende, lieben Gruss Elke

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  4. So eine schöne, interessante, spannende Wanderung, auf die Du uns mitgenommen hast! Hab vielen Dank dafür - sei lieb gegrüßt von Lene

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  5. Das war sicher ein schöner Spaziergang :)) Wusstest Du das es sogar Honig aus/von der
    Robinie gibt ? Dieser ist eine echte Seltenheit und ganz besonders in der Farbe :))
    Tolles Info´s . Vielen Dank .
    LG heidi

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