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Auf den Spuren von Walthari im Pfälzer Wasgau - das Waltharilied

Der Walthari-Brunnen in Dahn am Schulzentrum hat mich neugierig gemacht. Nachdem ich ihn zu Beginn des Sommers besichtigt hatte, wollte ich wollte wissen, was die Motive darstellen und welchen Bezug Walthari zu unserer Region hat.




Herausgefunden habe ich bisher, dass ein Heldenepos aus dem Mittelalter den Kampf zwischen Walther von Aquitanien und dem rheinländischen König Gunther von Worms und seinem Gefolgsmann Hagen von Tronje beschreibt.




Im 5. Jahrhundert hatten die Hunnen, ein Reitervolk aus Zentralasien, das Römische Reich erobert.  König Attila kam mit seinem Heer über den Rhein und eroberte das Reich der Franken, der Burgunder, der Westgoten und Aquitanien. 

Die jeweiligen Könige unterwarfen sich freiwillig und machten Attila kostbare Geschenke, um eine Verwüstung ihrer Ländereien zu vermeiden.

Der junge Walther von Aquitanien und seine Verlobte, die Königstochter Hildegard von Burgund wurden Attila als Geiseln überlassen. Gunther, der Sohn des Wormser Königs war noch zu jung, so dass sein Vetter Hagen von Tronja an seiner Stelle mit den Hunnen in die Fremde ziehen mussten.

Walther und Hagen wurden zu Führern des Hunnenheeres ausgebildet.

Als die Kunde vom Tod  Königs Gibich von Worms bekannt wurde und sein Sohn Gunther den Thron bestiegen hatte, weigerte dieser sich, weiterhin Tribut zu zahlen.

Hagen flüchtete aus dem Hunnenreich und kehrte zurück nach Worms. Auch Walther und Hildegard gelang die Flucht zurück über den Rhein. Bei Speyer ließen sie sich von einem Fährmann übersetzen und zogen dem Wasgenwald (dem heutigen Pfälzer Wasgau) entgegen.

Walther und Hildegard hatten den Schatz der Hunnen geraubt und es gelang ihnen, einen schützenden Ringwall aus der Keltenzeit auf dem Bergmassiv des Maimont an der Grenze zum heutigen Frankreich zu erreichen. Sie wurden von Hagen und Gunther verfolgt.

Hier im Wasgenwald kam es zu schweren Kämpfen mit den Mannen von König Gunther und Hagen. Aus dem Kampf ging Walter von Aquitanien als Sieger hervor. Er kämpfte an einer Engstelle zwischen zwei Felsen ganz alleine gegen elf Verfolger. Sie starben alle außer Gunther und Hagen.

Im Entscheidungskampf verlor Gunther ein Bein, Hagen das rechte Auge und Walther die rechte Hand. Später versöhnten sie sich wieder und wurden sogar Freunde.

(Quelle: Wissenswertes aus dem Dorf Petersbächel vom 24.10.2021).




Die Sage des Walthariliedes geht zurück auf klösterliche Schriften, dem sogenannten Waltharis poesis. Dieser hat einen Bezug zu einem Mönch des Klosters Weißenburg, das im 7. Jahrhundert vom Merowingerkönig Dagobert gegründet wurde. Heute gehört Weißenburg zu Frankreich (der französische Name lautet Wissembourg) und ist von uns aus nur wenige Kilometer entfernt.

Diesem Kloster wurde von Kaiser Karl dem Großen im Jahr 788 ein Waldgebiet namens 'Wassensteine' geschenkt. Später kamen noch die Waldgebiete Lützelhardt, Schöneck und Wasgenstein (meine Heimat, der heutige Pfälzer Wasgau) hinzu.








Das Heldenepos, das im 12. Jahrhundert  neu geschrieben wurde, beruht auf mündlichen Überlieferungen und dem Walharis poesis, einer lateinischen Schrift von Mönchen. Genauso wie das Nibelungenlied ist es Teil einer mittelalterlichen Heldensage, deren Handlungen auch zu meiner Heimat einen Bezug haben.




Der Walthari-Brunnen am Dahner Schulzentrum erzählt mit seinen Figuren den Kampf zwischen Walter, Gunther und Hagen an den Felsen im Wasigenwald.










Liebe Grüße von der Pfälzerin

PS: Alle Bilder zu diesem Beitrag habe ich am Walthari-Brunnen in Dahn gemacht.

Kommentare

  1. Liebe Ingrid,

    das war ja jetzt spannend zu lesen und die Fotos von diesem ganz besonderen Brunnen haben mich fasziniert.

    Liebe Grüße
    Kerstin und Helga

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  2. ui..
    das ist schon ein wenig gruselig
    aber auch faszinierend
    davon habe ich noch nichts gehört
    allerdings von den Nibelungen
    liebe Grüße
    Rosi

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  3. Mich haben die Figuren des Brunnes fasziniert, auch wenn es grausame Darstellungen sind, die einer Sage nach gestaltet wurden. Genau das hat mir keine Ruhe gelassen und mich zu Nachforschungen inspiriert.
    Als Jugendliche liebte ich die Nibelungen-Sage und darauf baut auch das Walthari-Lied auf.
    LG Ingrid

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  4. Davon höre ich nun auch zum ersten Mal. Eine spannende und grausige Geschichte - wie das bekannte Nibelungenlied. Danke für's Teilen. Wieder was gelernt :-)

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    1. Wenn ich so etwas wie diesen Brunnen entdecke, lässt es mir keine Ruhe und ich suche so lange, bis ich weiß, was die Figuren darstellen. Walthari wird in den kommenden Monaten immer wieder mal auftauchen, denn wir wollen den Felsenland-Sagenweg in Etappen erkunden.
      LG Ingrid

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  5. Ich liebe Heimatgeschichten, liebe Ingrid, und Deine liest sich besonders spannend! Der Brunnen ist beeindruckend. Der Ritter auf dem ersten Bild links erinnert mich an einen Gockel.. hihi! Dir einen lieben Gruß, Nicole

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    1. Stimmt, der Ritter wirkt wie ein Gockel. Sein seltsames Aussehen hat mich zu weiteren Nachforschungen inspiriert.
      LG Ingrid

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