Ein historisches Gebäude in der Bahnhofstraße erzählt von früheren Zeiten und eine Tafel erinnert an die Opfer einer Separatistenbewegung
Täglich laufe ich zweimal daran vorbei, an diesem Gebäude mit der interessanten Fassade. Morgens gehe ich die Bahnhofstraße hoch und mittags wieder zurück zum geparkten Auto.
Diesmal nehme ich mir ein wenig Zeit, um die Bilder an der Mauer des Stadtplatzes vor dem Forum 'Alte Post' näher anzuschauen.
Ich lasse eine Villa erzählen, wie es früher hier war.
" Ich bin nur eines der übrig gebliebenen Häuser in der ehemaligen Eisenbahnstraße. Hier ist auch heute noch der Güterbahnhof und ein Bahnhof, von dem aus Personenzüge losfahren und wieder ankommen. Früher gab es hier auch Schienen auf der Straße, auf denen eine Straßenbahn durch die Stadt fuhr.
Eines der Bilder an der Mauer zeigt die Pirmasenser Eisenbahnstraße um 1900.
Ich stehe rechts oben und bin das Haus mit der roten Fassade. War das eine schöne Zeit, als das Bähnchen durch die Straße fuhr und die Leute hier flanierten!
Die Damen trugen Hüte und lange Röcke und die Herren hatten einen Spazierstock dabei. Unsere Stadt war reich, dank der florierenden Schuhindustrie.
Pakete und Päckchen wurden mit dem Postwagen der Reichspost ausgefahren, der von einem Pferd gezogen wurde.
Zum Glück sind diese alten Aufnahmen an der Mauer angebracht, sonst wüsste niemand mehr, wie es früher hier aussah.
Soweit die Schilderung zu einigen historischen Häusern im Bahnhofsviertel. Ich gehe auf dem Gehweg der Bahnhofstraße weiter in Richtung Innenstadt.
Hier stehen noch weitere schöne Villen, die teilweise von der Stadt als Bau- oder Vermessungsamt genutzt werden.
Die bisherigen Bilder hatte ich am Mittwoch gemacht. Kurz nachdem ich den Stadtplatz überquert hatte, ging ein heftiger Graupelschauer nieder.
Die nachfolgenden Bilder habe ich einen Tag später gemacht. Es schien zwar die Sonne, aber die Luft war noch genauso kühl wie am Mittwoch.
So schaut die Rückseite der Villen aus. Von dieser Seite aus sind sie längst nicht so schön wie ihre Fassaden. Die Denkmalbehörde verlangt nur, dass die Fassade zur Straße hin erhalten bleibt. Auf der Rückseite kann jeder Hausbesitzer machen was er möchte. Viele haben angebaut.
Seht Ihr den modernen gläsernen Aufzug? Er gehört zu dem Gebäude des städtischen Bauamtes.
Im Vorgarten einer der alten Villen haben Leute Osterschmuck aufgestellt. Die Osterhasen befinden sich hinter einem hohen Zaun.
Gleich daneben steht die Villa, die gestern von früheren Zeiten berichten durfte. Bei Sonnenschein wirkt das Gebäude viel hübscher als gestern unter den dunklen Wolken. Aber man sieht auch deutlich den beginnenden Zerfall.
Die Stadtgärtner haben Frühlingsblumen in die Anlagen und Kübel der Bahnhofstraße gepflanzt. Damit wirkt die Stadt etwas freundlicher und man merkt, dass der Frühling kommt.
Ein historisches Ereignis ist der Sturm auf das Bezirksamt, nachdem es von Separatisten besetzt wurde
An der Mauer des Amtsgerichtes in der Bahnhofstraße wurde eine Gedenktafel angebracht, die an die Opfer der Separatistenbewegung nach dem Sturm auf das Bezirksamt 1924 erinnert.
Am 29. November 1923 hatten 300 Mann die Stadt besetzt und das Bezirksamt in der Bahnhofstraße war ihr Hauptquartier. Sie wollten die gesamte Stadt unter ihre Kontrolle bringen.
Im Februar kam noch ein Aufstand der Rotgardisten hinzu und der Bürgermeister bat per Telegramm das Auswärtige Amt in Berlin und eine Rheinlandkommision in Koblenz um Hilfe.
Mit den Rotgardisten konnte die Stadtregierung einen friedlichen Abzug aushandeln. Aber die Herrschaft der Separatisten endete in einem Blutbad. Eine immer größere Menschenmenge versammelte sich vor dem Gebäude in der Bahnhofstraße und verlangte den ihrenAbzug aus der Stadt.
Dabei fielen Schüsse, es gab Verletzte und ein Mann kam ums Leben. Nun eskalierte die Situation. Das Gebäude wurde in Brand gesetzt und man lynchte viele der Separatisten, die sich hier verschanzt hatten. Noch mehr Menschen starben, als das Munitionslager in Brand geriet und das Haus brannte nach einer gewaltigen Explosion vollständig aus.
Die Hilfstruppen kamen einen Tag später an und verhängten einen Belagerungszustand über die Stadt.
Das Gebäude wurde wieder aufgebaut und gegenüber an der Mauer wurde eine Gedenktafel errichtet, die an die Opfer von beiden Seiten erinnern soll.
Vom Hof des ehemaligen Bezirksamtes aus kann ich die Stadt überblicken. Hier am sonnigen Hang sind gerade die Mirabellenbäume aufgeblüht.
Der Frühling ist nicht mehr aufzuhalten!
Ich freue mich, Euch wieder mal mit durch die Stadt nehmen zu können.
Liebe Grüße von der Pfälzerin
Guten Tag liebe Ingrid
AntwortenLöschenDanke für das Mitnehmen auf die Zeitreise, ich mag das und lasse mich sehr gerne in diese Zeiten mitnehmen. Gerne wieder!
Liebe Grüessli
Eda
Von wegen, Zeitreisen sind noch nicht erfunden. Du hast uns auf eine solche mitgenommen :-)
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