Dienstag, 14. April 2020

In der Einsamkeit des Waldes

Auch wenn wir die Osterfeiertage 2020 fast ausschließlich daheim verbracht haben, mussten wir uns auch mal körperlich bewegen.



Dafür bietet sich eine Wanderung im fast menschenleeren Waldgebiet beim Gehöft Stephanshof im Pfälzer Wasgau an. Zwar verläuft hier ein markierter Wanderweg, der zum Wanderheim Hohe List führt, aber dieses ist momentan wegen der Corona-Beschränkungen geschlossen.

Wir kennen Wege in diesem Tal, die kein Tourist findet. Und genau solch einen Weg, der ungefähr eineinhalb Stunden durch das stille, einsame Tal führt, haben wir heute ausgesucht.

Wir parken unser Auto auf dem Wanderparkplatz beim Weiler Stephanshof.

Im Hintergrund, zwischen den Erlen, ist das historische Gebäude Stephanshof  zu sehen.
In den gelben Containern werden Schnittabfälle gesammelt,
die von einer Firma zu Holzhackschnitzeln oder Pellets verarbeitet werden.
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Ein bisschen Geschichte zum Gehöft Stephanshof:

Es gehört zur Gemeinde Lemberg und diese wiederum war Teil der Grafschaft Zweibrücken-Bitsch, wechselte ab 1570 zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg, ab 1736 zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, ab 1794 zu Frankreich, ab 1816 zu Bayern und seit 1946 gehört die Gemeinde Lemberg samt Annexen zu Rheinland-Pfalz.

Das Gebäude Stephanshof wurde 1771 erbaut. Es ist jetzt zusammen mit seinen Nebengebäuden ein Kulturdenkmal. 
Jedoch zeige ich davon keine näheren Aufnahmen, weil es in Privatbesitz und noch bewohnt ist.

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Wären wir zügig gelaufen, hätten wir den Rundweg in einer guten Stunde geschafft.
So aber blieben wir oft stehen, um zu lauschen und zu schauen. Wir hörten das Gurren von Wildtauben und die heiseren Schreie eines Bussards.

Was wir sahen, habe ich mit der Kamera festgehalten und ich teile meine Eindrücke gerne mit Euch.



Sanftes Streulicht fällt durch die Zweige der Nadelbäume, als wir auf der breiten Forststraße unsere Wanderung beginnen.



Zwischen den Bäumen entdecke ich auf dem Berg einen Sandsteinfelsen. Den sieht man nur, wenn die Bäume ohne Laub sind. Später verbirgt er sich hinter deren Blätterkleid.

Dieses Gebiet gehört noch zum Dahner Felsenland.



Wir verlassen dann die befestigte Forststraße und erreichen einen stillen Waldweg, der sich im Tal entlang zieht und in sanften Kurven den bewaldeten Berghang von dem wasserreichen Tal trennt.



Wie feucht es hier ständig ist, erkennt man an den bemoosten Zweigen der Bäume. 



Auf dem Boden blüht der Sauerklee. Den findet man überall in den Wäldern dort, wo es schattig und feucht ist.

Die Blättchen kann man essen; sie schmecken leicht säuerlich. Aber man sollte wegen der Oxalsäure, die auch in Rhabarber, Spinat und Bambussprossen enthalten ist, nur kleine Mengen davon verzehren.




Hier gedeiht Schöllkraut (botanisch: Chelidonium majus). Es wird in einigen Wochen gelb blühen und wird auch Warzenkraut genannt, weil der orangefarbene, milchige Saft ein Heilmittel gegen Warzen ist. 
Jedoch muss er mit Vorsicht angewandt werden, denn er ist giftig.


Wir gehen weiter durch den stillen, aber nicht schweigenden Wald. Zwar hören wir keine Geräusche von Autos oder anderen Menschen, aber wir vernehmen das Gezwitscher von Vögeln und das Murmeln des kleinen Baches im Tal.

Dann erreichen wir eine Quelle.


Man kann fast nicht erkennen, wo Wasser und wo Land ist. Deshalb gehe ich nur ganz vorsichtig hin zum Wasser. Es staut sich in einer kleinen Senke, die von Gras und Binsen bewachsen ist.






Ich stehe auf einem dicken Moosteppich. Er ist so weich, dass meine Füße tief einsinken. 
Das Moos sieht aus wie blühendes Edelweiss.

Der Weg führt danach durch ein Waldstück, das teilweise abgeholzt wurde.
Hier im Pfälzerwald wird von den Landesbehörden Forst intensiv Forstwirtschaft betrieben. Holzfäller und ihre Spuren gehören zum Wald einfach dazu.






Es wird auch wieder aufgeforstet, wie man an diesem Hang sehen kann. Der Kindergarten der Bäume ist gegen Wildverbiss mit einem Zaun gesichert.

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Hinter einer Kehre sehen wir einen Hochsitz neben dem Weg.


Hier lauert der Jäger in der Dämmerung auf das Erscheinen von Damwild.

Auch das Jagen gehört zu unseren Wäldern dazu. Wir kaufen gelegentlich Wild. Am liebsten mag ich Wildschwein oder Reh.

Unbefugten ist übrigens das Betreten der Jagdansitze verboten. Deshalb sind die letzten Sprossen der Leitern oft entfernt worden, damit sie niemand ohne Erlaubnis benutzt.


Der Wald ist voller Geheimnisse. Touristen, die aus Holland kommen oder aus anderen Gegenden ohne Wald, fürchten sich manchmal vor der Einsamkeit der Wälder. Sie gehen anfangs nur bei geführten Wanderungen mit.
Dabei gibt es hier im Pfälzerwald viele gut ausgeschilderte und markierte Wanderwege. Man kann Wanderkarten kaufen und soweit ich weiß, ich noch nie ein Mensch im Wald zurück geblieben. Lächel ...

In diesem Zusammenhang möchte ich auch auf meinen Beitrag Waldbaden aufmerksam machen. Das bewusste Gehen durch den Wald mit allen Sinnen kann hohen Blutdruck senken und Stress abbauen.

Mir hilft es auch bei Sorgen wegen der Corona-Krise.



Die Natur gestaltet mit vielerlei Pflanzen ein einzigartiges Biotop, namens Wald.

Nie könnte ein Mensch so schöne Moose geschickt miteinander kombinieren, das sie von der Nähe betrachtet, wie eine eigene kleine Welt wirken.



Wunderschöne Farne wachsen an feuchten, schattigen Stellen üppig, als hätte sie ein Gärtner geschickt drapiert.


Löwenzahn findet man hier nur selten. Aber dann sah ich doch eine gelbe Blüte neben dem Weg.



Kleine Bäume werden vom Wild angefressen, überleben und bilden skurrile Gebilde. Sozusagen ein Bonsai, made by Natur.




Wir sind fast schon am Ende unserer Wanderung. Hier an dieser Stelle wachsen einige Salweiden, die jetzt blühen.

Aus der Rinde der Salweide wird ein Schmerzmittel gewonnen, das früher bei Fieber und Schmerzen Linderung brachte. Heute wird das Aspirin chemisch gewonnen.




Der Weg ist von Forstfahrzeugen aufgewühlt und im trockenen Sand lässt sich nur schwer laufen.

Ein Laufkäfer kämpft sich, genauso wie ich auch, durch den tiefen, feinen Sand.


Wir sind auf dem markierten Wanderweg angekommen. Zahlreiche Füße haben ihre Spuren im Sand hinterlassen.



Ein Holzstamm, den man stehen ließ, weil er einmal ein Hinweisschild trug, wird langsam von Insekten zersetzt.

In der Natur ist nichts unnötig und nichts verkommt. Alles wird irgendwie noch verwertet.








Wir sind zurück am Wanderparkplatz. Gesehen haben wir heute im Wald keinen Menschen. Obwohl noch ein anderes Fahrzeug hier geparkt wurde, trafen wir niemanden bei unserer Rundwanderung.


Wäre das Wanderheim nicht geschlossen, so würden bei diesem schönen Wetter bestimmt viele Leute im Wald unterwegs sein.
Aber unseren Rundweg kennen die Meisten gar nicht und so sind wir dort fast immer alleine unterwegs.

Ich hoffe, ich konnte Euch meine Begeisterung für den Wald vermitteln.

Im schattigen Tal kommt der Frühling erst später. Wie weit er auf der Höhe schon angekommen ist, zeige ich Euch im nächsten Beitrag. Die Bilder dazu habe ich während der Heimfahrt nach dieser Wanderung gemacht.

Erholsame Grüße von der Pfälzerin

4 Kommentare:

  1. Jetzt habe ich lange an geschaut deine mit gebrachten Fotos .. ich bn gerade ins Wldbaden gewesen auch wenn ich den Geruch vermisse bei mir vor dem Monitor.. aber es war wirklich wieder so herrlich all das. Es entspannt einen und lässt alles vergessen!
    Dankeshcön für den herrlichen, interessanten Wanderspaziergang!
    Eine gute Woche wünsche ich dir!
    Lieben Gruss Elke

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  2. Ihr seid von schöner Natur umgeben, liebe Ingrid. Bei uns ist das nicht ganz so toll. Wälder gibt es auch hier, aber wenig und da laufen dann doch ein paar mehr Leute herum, obwohl derzeit eher weniger, was ich nicht verstehe, denn frische Luft und Bewegung braucht jeder. Was soll im Wald wohl passieren in Sachen Corona? ;-)

    Liebe Grüße auch hier
    Sara

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  3. hach
    wieder so wunderschön
    ich habe dich sehr gerne begleitet und die Bilder genossen
    das Dahner Felsenland kenne ich
    mein Mann war als Monteur oft dort und einmal war ich eine Woche mit den Kindern auch dort
    in Erfweiler
    es war sehr schön

    liebe Grüße
    Rosi

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  4. Was für eine tolle Runde ihr da wieder gewandert seid. Das "Edelweiß-Moos" ist wirklich bezaubernd. Hier unten habe ich es noch nie gesehen. Zumindest nicht bewusst. Wir hatten die Woche nach Ostern Urlaub und sind auch fast jeden Tag draußen gewesen. Unter der Woche war es tatsächlich auch rund um Freiburg mal etwas leerer in den Wäldern. An den Wochenenden ist es uns leider immer noch zu voll im Wald.

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