Montag, 5. Dezember 2022

Bummel durch ein Dorf in der Südwestpfalz - Ludwigswinkel

Wir sind öfter in Ludwigswinkel unterwegs und es wird Zeit, dieses hübsche Dorf näher vorzustellen.


Ludwigswinkel liegt in der Südwestpfalz, direkt an der französischen Grenze.


Es ist ein sehr gepflegter Ort mit einem weitläufigen Landschaftspark (den ich hier im Blog schon einmal vorgestellt habe) und viel Geschichte. Ich will Euch einen Teil der spannenden Dorfgeschichte erzählen, die im 18. Jahrhundert beginnt. Meine Quelle ist die Chronik des Ortes: 

  • In der Zeit des Rokoko im Jahr 1783 wurde Ludwigswinkel vom Landgraf  Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt gegründet. Er lebte von 1719 bis 1790 und war auch der Begründer der Stadt Pirmasens.
  • 1810 wurde der Ort in den Kanton Bitche (heute Frankreich) eingegliedert.
  • 1814 wechselte Ludwigswinkel zum Kanton Pirmasens und ein Jahr später gehörte der Ort zu Österreich.
  • Ein weiteres Jahr später wechselte die Gemeinde Ludwigswinkel zum Königreich Bayern.
  • 1817 wurde Ludwigswinkel in den Kanton Dahn eingegliedert und 1818 wurde der Ort ein Bestandteil des Landkommisariats Pirmasens.
  • 1927 waren in Ludwigswinkel 16.000 Soldaten stationiert.
  • (Anmerkung: Was damals hier los war, kann ich mir kaum vorstellen. Wie wurden so viele Leute denn verpflegt?)
  • 1939 kam der Ort zum Landkreis Pirmasens, der heute Landkreis Südwestpfalz heißt.
  • Im zweiten Weltkrieg wurde die hiesige Bevölkerung zeitweise evakuiert. Die Lage direkt an der französischen Grenze war heikel.

Nach dem Ende des Krieges hatten die amerikanischen Besatzungsmächte rings um den Ort Lager und Bunkeranlagen errichtet. In der Zeit des kalten Krieges wurden hier an gut gesicherten Orten Raketen und Munition gelagert. Um den Braunsberg herum gab es zahlreiche Abschussrampen. Einmal im Jahr am Tag der offenen Tür durfte man mit einem Bus einige Anlagen besichtigen.

Ich erinnere mich, dass ich in der Kindheit mit dem Vater einmal eine Raketenstation besichtigen durfte und beeindruckt war, als für die Besucher eine unterirdisch gelagerte Abschussrampe mit Rakete hochgefahren wurde. Es war eine Demonstration der Stärke des US-Militärs.

Heute ist es in Ludwigswinkel friedlich. Das Militär ist abgezogen und der Wald wieder für Wanderer begehbar. Es sind zahlreiche Naturschutzgebiete geblieben.

Eines davon, Area 1, habe ich bereits im Blog vorgestellt. Klick hier. und Klick hier.

Ludwigswinkel hat ca. 770 Einwohner und liegt im Landkreis Südwestpfalz in Rheinland-Pfalz. Der Ort gehört zum Dahner Felsenland, einer Urlaubsregion. Im Ortsteil Schöntal halten sich während der Urlaubszeit mehr Touristen auf, als es Einwohner gibt.



Dies ist einer der vielen Brunnen, die man hier entdecken kann.



In einem kleinen historischen Gebäude wurde eine Bushaltestelle eingerichtet.




Eine Stiftung hat hier ihren Sitz, die Freizeiteinrichtungen und das Studium
von ortsansässigen jungen Leuten fördert.



Die Leute gestalten die Vorgärten mit hübschen Dekorationen.


Selbst eine alte Mülltonne ist noch als Dekoration zu gebrauchen. 



Bunte Blumen an Dorfplatz.



Noch mehr Brunnen ...


Wem würde es nicht gefallen, hier zu flanieren?



Die hiesige Kirche.



Ein altes Anwesen unter alten Bäumen.


Wir verlassen jetzt die Hauptstraße, denn wir haben den Sägmühlweiher erreicht und biegen von der Straße ab in den Landschaftspark, der sich ungefähr einen Kilometer lang durch das Tal zieht.


Der Sägmühlweiher liegt am anderen Ortsende von Ludwigswinkel.







Wir lieben diesen Weiher und haben ihn schon bei jedem Wetter gesehen. An diesem sonnigen Herbsttag spiegeln sich die ehemalige Sägemühle, die jetzt eine Kunstgalerie ist, und die bunten Bäume im stillen Wasser.








So sehen Okra-Schoten aus. Ich kenne dieses Gemüse aus
Südamerika nicht, aber hier in Ludwigswinkel im Schaugarten wird es angebaut.



Das Backhaus des Dorfes.





Laut schnatternd liefen die Enten über die Wiese. Weiter hinten im Park werden auch Schafe und Ziegen gehalten und es gibt zwei Biotope und einen Barfußpfad.






Der Park erstreckt sich fast einen Kilometer in der Länge. Wir verlassen ihn am Biotop und nehmen eine Abkürzung zurück zum Dorf.

Liebe Grüße von der Pfälzerin

4 Kommentare:

  1. Was für ein schönes Örtchen. Und wie und wo man hier mal 16.000 Soldaten verpflegen und unterbringen konnte, ist mir auch ein Rätsel. Es muss eng, laut und dreckig gewesen sein. Nicht schön! Die vielen bunten Blumen erinnern mich an die Dörfer im Elsass. Die sind auch immer so wunderschön geschmückt. Und ich glaube, das ist die hübscheste Bushaltestelle, die ich je gesehen habe :-D Eine tolle Idee, dem kleinen Gebäude einen neuen Sinn zu geben. Ocra kenne ich vom hießigen türkischen Gemüsehändler. Der hat die oft da liegen. Selbst zubereitet habe ich sie noch nicht. Ich weiß, dass sie eine eher schleimige Konsistenz annehmen sollen, wenn man sie gekocht hat. Zumindest behauptete das mal ein Bekannter aus den Staaten, der sie deswegen gar nicht mochte.

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    1. Wahrscheinlich geb es in der Nähe des Ortes Kasernen oder ein Feldlager. Nur wenige hundert Meter vom Landschaftspark entfernt, war militärischer Sperrbezirk. Alle Wege waren für Zivilisten gesperrt. Seit dem Abzug des Militärs ist diese idyllische Gegend wieder für Wanderer und Radfahrer frei
      LG Ingrid

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  2. von Helga:

    Liebe Pfälzerin Ingrid,

    ich lese immer hier mit, aber heute an diesem trüben Tag hab ich gerade ganz große Lust bekommen mich dort im Luwigswinkel mal näher umzusehen.
    Daß es so einen leisen romantischen Ort hier auf Gottes Erdboden noch gibt, muß ein lieber Mensch einem erstmal zeigen. Daß die Pfalz ein schöner Flecken ist, wußte ich schon, aber näher als Karlsruhe oder Richtung Bodensee kam ich nie.
    Das ist ja glatt zum verlieben, obwohl Sensationen man da nicht findet. Ruhe, Beschaulichkeit, ein Kirchlein, ein Brotbackhaus und natürlich Wasser und Tiere. Also alles da für mich. Autodächer Mangelware, flaniergeeignete Bürgersteige.
    Danke fürs teilen mit einer noch heilen Welt, siehe Vorgärten, die meisten sind schon gepflastert, was eine Stadt oder Verwaltung nicht dulden dürfte. Bei Strafandrohung würde ich Partei ergreifen, für den letzten Regenwurm Deutschlands.
    Wenn der Weihnachtsstress vorbei ist, wird es ab Januar schon wieder heller und der Bayer sagt „Nauswärts gehts“ 😅. Kanns kaum erwarten, bis dahin frohes Fest dann und eine gute Zeit. Helga mit Kerstin

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    1. Es ist wirklich ein idyllischer Ort mit viel Charme. Nicht umsonst sind im Herbst alljährlich alle Ferienwohnungen und Fremdenzimmer belegt. Aber ich wollte keine Werbung für Fremdenverkehr machen, sondern nur das Dörfchen vorstellen, das wir immer wieder gerne besuchen.
      LG Ingrid

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